Warnstreik bei AWW in Wutöschingen
- Tarifrunde Metall-/Elektroindustrie: IG Metall erhöht Druck auf Arbeitgeber
- André Beyer "Entgeltzurückhaltung würde keine Probleme lösen, sondern die Konjunktur schwächen"
- 7 Prozent höhere Entgelte und attraktivere Ausbildungsvergütungen gefordert
Wutöschingen - Die Beschäftigten der Aluminiumwerke in Wutöschingen haben am Montag, den 11.11.2024 Druck für höhere Entgelte und Ausbildungsvergütungen gemacht. Sie protestierten damit auch gegen das zu geringe Angebot der Arbeitgeber, bei den seit Mitte September laufenden Tarifverhandlungen. "Wir brauchen jetzt eine deutliche Entgeltsteigerung, um die gestiegenen Kosten auszugleichen. Die Lebensmittelpreise sind über 30% gestiegen. Das ist eine für viele eine große Belastung.", sagte Ferhat Orak, Betriebsratsvorsitzender der Aluminiumwerke Wutöschingen.
Die IG Metall fordert bei einer Laufzeit über 12 Monate 7 Prozent höhere Entgelte für Beschäftigte sowie einen "Attraktivitäts-Turbo" von monatlich 170 Euro, der Auszubil-dende überproportional besserstellt. Dagegen haben die Arbeitgeber als erstes An-gebot für die Laufzeit von 27 Monaten erst ab Juli 2025 eine Entgelterhöhung von 1,7 Prozent und ab Juli 2026 von 1,9 Prozent geboten. Thomas Kantelhardt, Gewerk-schaftssekretär der IG Metall sagte dazu: "Das ist zu spät, zu wenig und eine zu lange Laufzeit. Die 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie brauchen jetzt schnell Geld zum Ausgeben. Nur höhere Entgelte bringen jetzt einen positiven Wachstumsimpuls für die Wirtschaft - der dann auch den Unternehmen hilft."
Bei der Aktion der IG Metall beteiligten sich mit über 130 Kolleginnen und Kollegen der überwiegende Teil der Beschäftigten. Die Warnstreikenden erwarten von den Ver-handlungen auch bessere Wahloptionen zwischen Zeit und Geld für Beschäftigte, die in Schicht arbeiten, Angehörige pflegen oder Kinder erziehen sowie eine soziale Komponente.
Mit Blick auf die schwierige Lage einzelner Unternehmen sagte André Beyer, Gewerk-schaftssekretär der IG Metall "Mit Tarifverträgen können viele Fragen gelöst werden, aber keine strukturellen Probleme. Tarifverhandlungen können keine dringend nötige aktive Industriepolitik der Bundesregierung oder Investitionen durch die Unterneh-men ersetzen. Eine Lohnzurückhaltung würde keinerlei Probleme lösen, sondern nur die dringend benötigte Binnennachfrage dämpfen. Wenn es Unternehmen wirklich schlecht geht, finden wir mit Tarifverträgen passgenaue Lösungen."
Letzte Änderung: 11.11.2024