Heuschrecken überfallen Martin Stoll
Die Meldung war ein Schock: Am 06.04.06 informierte die Konzerleitung des holländischen Samas-Konzerns die Beschäftigten des Tiengener Bürostuhlherstellers Martin Stoll über die bevorstehende Schließung des
Produktionsstandortes. Bleiben soll nur eine Art Vertriebsniederlassung.
Dabei hat Martin Stoll im letzten Quartal des Jahres 2005 im operativen Geschäft schwarze Zahlen geschrieben. Die neue E-Kollektion lief gut an und die Auftragslage gab allen Anlass zur Hoffnung. Die Zukunftsprognose war positiv.
Zu gut für den Konzern, wie sich herausstellte. Dem Konzern passt es nicht, dass sich eine bestimmte Marke innerhalb des Konzerns so stark etabliert und andere überholt. In einer Organisationsänderung zum November wurde
bereits eine Vertriebsstruktur geschaffen, die Marke und Standort voneinander löst. Der Sargnagel für Martin Stoll. Versuche von privaten Investoren, Martin Stoll aus dem Konzern heraus zu kaufen und weiter zu führen,
wurden vom Konzern bewusst torpediert. Man wollte einen drohenden Konkurrenten in Schach halten.
Die Heuschrecken aus Holland und Worms haben jetzt den Standort Schachmatt gesetzt und 85 Beschäftigte bangen um ihren Arbeitsplatz.
Die Sozialplanverhandlungen beginnen Ende des Monats. "Für diese Verhandlungen gelten keine gewöhnlichen Masstäbe für Sozialplanverhandlungen" sagt Betriebsbetreuer Thomas Wamsler (IG Metall Lörrach). Notfalls
wird die Belegschaft auch um einen Sozialplan oder Sozialtarifvertrag kämpfen. Dies wurde in der Betriebsversammlung deutlich.
Letzte Änderung: 21.11.2007