Verhandlung bei Martin Stoll beendet

02.08.2006 Einigung über Massnahmebündel zur Schließung des Produktionsstandortes Martin Stoll

Bereits am Dienstag 25.Juli einigten sich IG Metall, Betriebsrat und Konzernleitung auf ein Massnahmenpaket im Zusammenhang mit der Produktionsstillegung bei Martin Stoll- mit heutigem Tage (2.8.)
Tief in der Nacht waren die Verträge ausformuliert und ein Paket geschnürt. Schon am Mittag, als sich eine Einigung abzeichnete, wurde über die Eckpunkte die Belegschaft informiert.
Ausgang der Verhandlung war eine geplante Schliessung zum 1.September mit einem Restverkaufsbüro von 10-15 Personen. Dazu ein Rückstellunsgpool für die Restabwicklung ab 1.September von 1,8 Millionen, das wäre bei einer Beschäftigunsggesellschaft von 6 Monaten ein Faktor für die Abfindungsformel von 0,4 Monatslöhne pro Beschäftigungsjahr.
Gelandet sind wir woanders -und das Ergebnis wäre nicht ohne die vielfältigen Aktionen der Martin Stoll Belegschaft denkbar gewesen.

Hier das Ergebnis:

- Die Schließung der Produktion erfolgt erst zum 1.Januar 2007! Bis dahin werden alle Löhne und Gehälter voll ausbezahlt einschließlich Weihnachtsgeld.
- Es verbleibt ein Büro mit Vertrieb und Entwicklung mit 25 Beschäftigten. Diese erhalten ab der 1. betriebsbedingten Kündigung den selben Sozialplan einschl. Beschäftigungsgesellschaft, wie die jetzt ausscheidenden Kolleginnen und Kollegen bis 31.Dezember 2010.
Ein Betriebsrat besteht nach wie vor.
- 48 Beschäftigten wird ein Arbeitsplatz im Konzern angeboten.
Dazu wird eine Probephase von 6 Monaten eingeräumt. In diesen 6 Monaten übernimmt der Samas-Konzern die Unterbringungskosten, Spesen, Familienheimfahrten. Nach 6 Monaten entscheidet der/die Beschäftigte ob er/sie annimmt und das Beschäftigungsverhältnis in ein unbefristetes mit Anerkennung der Betriebszugehörigkeit umwandelt oder zurück in die Beschäftigungsgesellschaft geht. Bleibt er/sie, übernimmt der Konzern die Umzugskosten, die Löhne sind als Besitzstand abgesichert. Der Konzern muss eine soziale Auswahl bei mehreren Bewerbern vornehmen, d.h. die Kolleginnen und Kollegen, die die schlechtesten Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, müssen bevorzugt eingestellt werden.
- Ab 1.Januar wird eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft für 12 Monate eingerichtet mit einer Aufzahlung auf 90% des alten Nettolohnes.
- Für den Verlust des Arbeitsplatzes wird eine Abfindung bezahlt in Höhe von 0,6 Monatslöhne pro Beschäftigungsjahr, dazu gibt es einen Topf für Sozialzuschläge für Kinder und für Schwerbehinderte. Für jedes Kind kommen dann noch etwa 900 Euro hinzu.
- Beschäftigte, die bis zum 31.12.2006 ausscheiden erhalten ebenfalls die Abfindung aus dem Sozialplan und für sie gilt eine verkürzte Kündigungsfrist.
Mit diesem Gesamtpaket wurde eine möglichst hohe Absicherung der ausscheidenden und verbleibenden Beschäftigten erreicht. Alleine der Sozialplan und die Beschäftigungsgesellschaft kosten rund ein Drittel mehr als das ursprüngliche Budget. Die um vier Monate verspätete Schließung, die wesentlich höhere Personenzahl die weiterhin Beschäftigung am Standort hat und die fairen Übernahmeangebote an anderen Standorten kommen hinzu und sind in Geld nicht immer bezifferbar.
So wurde durch die Aktionen der Beschäftigten und eine harte Verhandlung von IG Metall und Betriebsrat erreicht, dass kurzfristige Einspareffekte durch die Schlissung des Produktionsstandortes Martin Stoll für den Samas-Konzern, wie in einem holländischen Börsenprospekt für die Samas-Aktie prognostiziert, nicht erzielt werden können. Die Betroffenen haben nun eine lange Phase mit verschiedenen Möglichkeiten sich neu zu orientieren und dies ist in der heutigen Zeit eine besonders hohe Form der Absicherung.

Letzte Änderung: 21.11.2007