General Electric auf Tarifflucht
Gemeinsame Presseerklärung
Betriebsrat GE Medical Systems Information Technologies GmbH
und IG Metall, Freiburg
GE Medical Systems Information Technologies hat eine mit Hellige beginnende über einhundert jährige Unternehmensgeschichte am Standort Freiburg.
Seit mehr als 50 Jahren besteht die tarifliche Bindung über eine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband Südwestmetall. Trotz vieler Umwälzungen, Eigentümerwechsel und unzähliger Geschäftsführerwechsel war die Tarifbindung immer ein Garant für gute Arbeitsbedingungen und angemessenes Einkommen. Dies war auch die letzten 11 Jahre seit der Übernahme durch GE (General Electric) der Fall.
Völlig überraschend wurde der Betriebsrat über eine bereits vollzogene Kündigung aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall am 05.07.2010 informiert. Alle Versuche der IG Metall in Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat den Arbeitgeber von den vielen Vorteilen einer Tarifbindung zu überzeugen, waren bisher leider erfolglos.
Somit hat die IG Metall am Mittwoch, den 21.07.2010 einen erfolgreichen Warnstreik mit mehr als der Hälfte der anwesenden Beschäftigten durchgeführt.
"Diese Vorgehensweise ist ein Angriff auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Der amerikanische Konzern will lieber das "Hire and Fire"-Prinzip leben, was durch den Freiburger Geschäftsführer Dr. Matthias Weber im letzten Gespräch bestätigt wurde", so Marco Sprengler, Geschäftsführer der IG Metall Freiburg.
"Dass ausgerechnet der in Freiburg lebende deutsche Geschäftsführer Dr. Matthias Weber zu einem Generalangriff auf die Arbeitnehmerrechte am Standort Freiburg bläßt, ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten vor Ort, die sich gerade von ihm Unterstützung für den Standort erhofft hatten. Wie unter diesen Umständen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit künftig möglich sein soll, ist für uns Betriebsräte derzeit fraglich", so Ralf Schamel, Geschäftsführender Betriebsrat GEMS-IT Freiburg.
GE Healthcare hat in nur eineinhalb Jahren die Anzahl der Standorte in Deutschland von 19 auf 10 reduziert. Die Mitarbeiterzahl am Standort Freiburg wurde in den letzten drei Jahren um 40% reduziert.
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Quelle: Badische Zeitung, 22. Juli 2010, Bernd Kramer
Freiburger GE-Tochter gibt Tarifbindung auf
Furcht um den Standort
Das Freiburger Medizintechnik-Unternehmen GE Medical Systems IT hat die Bindung an den Flächentarifvertrag aufgegeben. Arbeitnehmervertreter fürchten nun um den Standort.
FREIBURG. Wie die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat von GE Medical Systems IT am Mittwoch mitteilten, sei das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall ausgetreten. Die 260 Beschäftigten fürchten nun schlechtere Arbeitsbedingungen und weitere Einschnitte in Freiburg. GE Medical Systems IT gehört zum US-Mischkonzern General Electric.
Gegen die Aufgabe der Tarifbindung demonstrierten am Mittwoch Mitarbeiter des Unternehmens. Rund die Hälfte der anwesenden Beschäftigten hat nach Angaben der IG Metall und des Betriebsrats an dem Warnstreik teilgenommen. Die Entscheidung der Unternehmensleitung sei für die Arbeitnehmervertreter völlig überraschend gekommen, zumal man gerade den Entgeldrahmentarifvertrag (ERA) umsetzen wollte. Bei ERA hatten sich Arbeitgeberverband und Gewerkschaft auf die Gehaltseinstufungen von Mitarbeitern geeinigt. Auch habe General Electric seit der Übernahme der früheren Hellige-Medizintechnik vor elf Jahren nie die Absicht gezeigt, sich aus dem Flächentarifvertrag zu verabschieden.
Arbeitnehmer wollen Standortsicherungsvertrag
"Dass ausgerechnet der in Freiburg lebende deutsche Geschäftsführer Dr. Matthias Weber zu einem Generalangriff auf die Arbeitnehmerrechte am Standort Freiburg bläst, ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten vor Ort, die sich gerade von ihm Unterstützung für den Standort erhofft hatten", sagte der geschäftsführende Betriebsrat Ralf Schamel. Er und Marco Sprengler von der IG Metall fordern nun einen Standortsicherungsvertrag. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Freiburger Standort verschwindet. Nach Angaben der Arbeitnehmervertreter sank die Mitarbeiterzahl in den vergangenen drei Jahren um 40 Prozent. In Freiburg ist man für Vertrieb, Marketing und Service klinischer Systeme zuständig. Darunter fallen zum Beispiel Beispiel EKG-Schreiber oder Anästhesie- und Beatmungssysteme. Die Produktion ist jedoch weitgehend ausgelagert.
Von der Unternehmensleitung war am Mittwoch niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Allerdings fährt man in der US-Zentrale von General Electric schon seit Längerem einen Sparkurs. Der Mischkonzern, der neben Medizin- und Umwelttechnik beispielsweise auch Flugzeugtriebwerke herstellt, wurde von der Krise schwer gebeutelt. Im zweiten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um vier Prozent auf 37,4 Milliarden Dollar (28,94 Milliarden Euro). Allerdings stieg das Betriebsergebnis um 14 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar.
Letzte Änderung: 22.07.2010